Um Diskriminierung vor, während und nach der eigenen Veranstaltung zu minimieren, müssen alle Beteiligten an einer Veranstaltung gemeinsam in die Verantwortung gezogen werden, beziehungsweise, sich verantwortlich fühlen. Die Organisator*innen und Mitarbeiter*innen sollten für die Mechanismen von Diskriminierung und die Folgen für Betroffene sensibilisiert werden. Hierbei können Schulungen von Awarenessvereinen, Betroffeneninitiativen und Anti-Diskriminierungs-Stellen helfen. Eine Übersicht findet ihr unter Anlaufstellen. Da sich Diskriminierung so tief in unsere Köpfe eingeschrieben hat, muss ein sensibler Umgang damit erlernt und geübt werden. Dafür bedarf es fortlaufend und regelmäßig Schulungen oder anderer Reflektionsprozesse. Diese Vorgänge brauchen Zeit.
Im Rahmen dieser Reflektionsprozesse müssen sich ALLE Involvierten fragen inwiefern sie (indirekt) in ihrem Feld Diskriminierung befördern. In einem weiteren Schritt sollten Gegenmaßnahmen getroffen werden. Zum Beispiel entscheidet sich ein*e Booker*in gezielt das eigene Netzwerk um verschiedene Personengruppen zu erweitern. Ein Kooperationspartner könnte sich entschließen, eine Zusammenarbeit zu verweigern, falls für eine Veranstaltung sexistisch oder rassistisch geworben wird.
Zunächst können sich folgende Fragen gestellt werden:
- Was hat Diskriminierung mit meinem eigenen Leben zu tun?
- Welche Rollen nehme ich bei Veranstaltungen ein? / Inwieweit befördere ich in diesem Zusammenhang Diskriminierung?
- Was könnte ich tun, um Diskriminierung entgegenzuwirken?
Haltung
Eine klare, öffentlich einsehbare Haltung ist das A&O der präventiven Arbeit. Niedrigschwellige, leicht verständliche Informationen zu Diskriminierung sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Sie liegen am Veranstaltungsort präsent aus und sind den Gästen leicht zugänglich. Viele Betreiber*innen haben Angst, dass eine konsequente Beschäftigung mit Diskriminierung bei Gästen als eine “Kultur des Verbots” erlebt wird und Unsicherheit auslöst. Unsere Erfahrung zeigt, dass Gäste und Mitarbeiter*innen sich durch eine konsequente Antidiskriminierungs- und Unterstützungsarbeit sicherer fühlen. Eine durchdachte PR ermöglicht es, eine klare Haltung subtil und kreativ zu kommunizieren. Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit sollten diskriminierungssensible Sprache benutzen und die Inhalte zielgruppengerecht vermitteln.
Eine öffentliche Positionierung gegen Diskriminierung ist ein wichtiger erster Schritt. Eine glaubwürdige, diskriminierungssensible Haltung setzt voraus, dass Veranstalter*innen Diskriminierung und Übergriffe, die bei den eigenen Veranstaltungen passieren, nicht unter den Teppich kehren. Gewalt und Diskriminierung können überall auftreten und sind ein Zeichen von Missständen in der Gesellschaft, nicht der Veranstaltung als solcher. Die Veranstalter*innen tragen jedoch die Verantwortung, in Abstimmung mit Betroffenen, Vorfälle und Beschwerden Gästen gegenüber klar zu kommunizieren und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Zu einer klaren Haltung gehört auch, dass es transparente Möglichkeiten gibt, an wen sich Betroffene oder Beobachter*innen mit Unterstützungsbedarf, mit einer Beschwerde oder einem Feedback zur Anti-Diskriminierungs-Strategie wenden können. Im Idealfall kann für längerfristige Beschwerdeverfahren mit einer Anti-Diskriminierungs- oder Awareness-Initiative kooperiert werden. Diese können als unabhängige Beschwerdestellen fungieren. Das Beschwerdeverfahren, Einlasskriterien und Erwartungshaltungen gegenüber Gästen sollte mehrsprachig und öffentlich einsehbar sein.
Eine Supervision mit einer externen Person ist ratsam. Gemeinsam mit der Crew überprüft sie in regelmäßigen Abständen Fortschritte, bewertet Maßnahmen und hilft in herausfordernden Situationen.
Infrastruktur
Die Infrastruktur vor Ort und zugängliche Informationen darüber können Betroffenen dabei helfen, sich für oder gegen eine Veranstaltung zu entscheiden. Informationen über die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrswegen, Lage des Veranstaltungsortes, Anzahl der zu überwindenden Treppenstufen, Lautstärke und eingesetzter Lichttechnik können sehr wertvoll sein. Auf der Veranstaltung selbst sollten reizarme, ruhige und wohl temperierte Räumlichkeiten vorhanden und deren Erreichbarkeit ausgeschildert sein. Versteckte Kameras sind leider keine Seltenheit. Veranstalter*innen sollten ihre Räumlichkeiten, insbesondere sensible Bereiche wie Toiletten und Duschen, regelmäßig daraufhin untersuchen (z.B. durch die Verwendung eines SpyCam-Detektors). Sie sollten außerdem so konstruiert sein, dass sie von anderen Gästen nicht einsehbar sind.
Team
Der Umgang im Team ist eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Anti-Diskriminierungs-Strategie. In Kooperation mit Beratungsstellen für diversitätsorientierte Organisationsentwicklung kann das eigene Team attraktiver für Menschen mit vielfältigen Perspektiven und Ressourcen werden. Ein divers aufgestelltes Team kann mögliche Probleme bei Veranstaltungen schneller wahrnehmen, wenn Bedenken genügend Raum gegeben wird.